Der Bullterrier

Kein Rasseportrait ohne einige Worte zum Ursprung der Rasse. Wobei gerade der Ursprung des Bullterriers die Medien heutzutage veranlasst, die – zum Glück äußerst seltenen aber deswegen nicht weniger bedauernswerten – Unfälle aufzubauschen und Panik zu verbreiten. BullterrierDer Bullterrier ist eine englische Hunderasse. Berichte über Kämpfe von Hunden gegen Bären, Löwen, Bullen usw. gehen bis ins frühere Mittelalter zurück, wobei gerade der englische Adel seine Wettleidenschaft bei derlei Schauspielen befriedigte. Zu diesem Zweck gab es damals verschiedenen Hunderassen. Im 17. Jahrhundert wurde erstmals der Bulldog erwähnt. Dieser war damals ein relativ hochwüchsiger Hund, der, wie der Name schon sagt, u.a. im Kampf gegen Bullen eingesetzt worden ist. Der tapfere und todesmutige Hund gereichte seinem Besitzer zu großer Ehre und brachte auch sehr viel Geld ein. Nur die tapfersten und klügsten Tiere überlebten derlei Kämpfe und wurden in der Zucht eingesetzt, die damals ausschließlich leistungsorientiert war. War es zunächst der Kampf gegen Bären und Bullen, aber auch Löwen, so erfreute sich Ende des 18. Jhd. das englische Bürgertum immer mehr am Kampf Hund gegen Hund, da sowohl der räumliche wie auch der finanzielle Aufwand bei dieser Form des „Sportes“ geringer waren. Aufgrund dieser geänderten Anforderungen war es nötig, einen anderen Typ Hund zu züchten und zwar Hunde mit dem Mut des Bulldogs, die aber wesentlich schneller und beweglicher waren. So entstand aus der Kreuzung zwischen Bulldog und Terrier der Bull Terrier. Die züchterischen Anforderungen lauteten: Kämpfen, nie nachgeben – und dennoch Gehorsam gegenüber dem eigenen Herrn!

Grausames Schauspiel

Es ist für uns heute schwer zu verstehen, wie man sich je am grausamen Schauspiel eines Hundekampfes erfreuen konnte. Man darf jedoch nicht vergessen, wie lange dies zurückliegt. Zu jener Zeit waren auch Waffenduelle, Mensch gegen Mensch, an der Tagesordnung. Und so manche ähnlich geartete Perversion wie z.B. der Stierkampf, werden ganz legal auch heute noch ausgetragen. In England wurden Tierkämpfe 1835 generell verboten. Leider finden trotz aller Verbote auch heute noch im Untergrund Hundekämpfe statt, wobei allerdings meist andere Rassen als der Bullterrier verwendet werden, da er den Perversen und Tierquälern, die sich heute noch an Tierkämpfen ergötzen, zuwenig Grundaggression mitbringt.

Besonderer Menschenfreund

Aus dem Reglement dieser früheren Hundekämpfe geht hervor, dass der Kampfhund dem Menschen gegenüber immer freundlich gesinnt sein musste. Die Medien aber neigen heute dazu, den Lesern die Meinung aufzudrängen, dass Kampfhunde aus ihrem Ursprung her für den Menschen gefährlich seien. Dabei wurde der Begriff „Kampfhund“ medienunsinngemäß in „Killerhund“ umgewandelt. Dass genau das Gegenteil der Fall ist, dass Kampfhunde (und nicht nur Bull Terrier) dem Menschen gegenüber so vertrauensvoll sind wie kaum eine andere Rasse, das wissen all jene, die sich wirklich mit diesen Hunden beschäftigt haben. Der selbstsichere, nervenstarke Hund kann niemals so gefährlich sein, wie ein nervöses, unsicheres Tier: über 90% der Hundebisse entstehen aus Angst oder Unsicherheit des Hundes – Wesensmerkmale, die dem Bullterrier fremd sind.

Zwischen Ablehnung und Begeisterung

Es gibt kaum jemanden, der dieser Rasse unbeteiligt gegenübersteht. Es gibt nur die vollkommene Ablehnung (meist durch Leute, die niemals Kontakt mit einem Bulli hatten) oder die uneingeschränkte Begeisterung. Objektiverweise muss man eingestehen, dass das Aussehen des Bullterriers (eine der vielen Extremen) für den „Nicht-Rassekenner“ doch sehr gewöhnungsbedürftig ist. Obwohl ich seit meiner Kindheit Hundeausstellungen besucht habe, hat es mich lange Jahre abgehalten, herauszufinden, ob die Hunde tatsächlich so schlecht sind wie ihr Ruf. Auch ich habe damals alles Negative, das man auch heute noch so zu hören und zu lesen bekommt, kritiklos geglaubt. Doch eines Tages musste ich mich auf einer Hundeausstellung mit dieser Rasse auseinandersetzen. Und siehe da – die Hunde waren so ganz anders, als ich es damals noch erwartet hatte. So wie jeder, der Bullterrier näher kennen lernt, war ich von ihrer lustigen, selbstsicheren  und freundlichen Art sofort fasziniert. Womit ich bei jenem Punkt angelangt bin, der diesen Hund so besonders auszeichnet und einzigartig macht, bei seinem Wesen.

Selbstsicher, unerschrocken und stur

Schon als Welpe ist er neugierig und geht auf alles, sei es noch so groß und fremd, voll Überzeugung zu. Gerade im Alter von 8 Wochen zeigt sich der Unterschied zu anderen Hunderassen sehr deutlich. Die normale Scheu und Vorsicht gegenüber allem Fremden, die bei anderen Welpen fast immer zu beobachten ist, kennt der Bull Terrier-Welpe nicht. Auch das Vertrauen Menschen gegenüber ist schon in diesem Alter deutlich bemerkbar. Außer der Unerschrockenheit und Selbstsicherheit kann man den Bullterrier eine gewisse Sturheit nicht ganz absprechen. Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann wird er es zumeist auch erreichen. Er versucht dies dann einerseits mit großer Konsequenz (meist mehr als der Besitzer), andererseits mit soviel Charme, dass es schwer bis unmöglich ist, zu widerstehen. So gibt es sicher kaum einen Bulli, der sich nicht binnen kurzer Zeit seinen Platz am Sofa gesichert hat.

 

Bulli nicht unterfordern!

Entsprechend ihrer Entstehung (Bulldog und Terrier) gibt es zwei verschiedene Typen von Bull Terriern. Solche, die mehr im Bulldogtyp stehen (schwer, behäbig) und solche, die eher den Terriertyp verkörpern. Letztere bringen meist das stärkere Temperament mit. Einer der angenehmsten Wesensmerkmale des Bullis ist es, dass er kein Jäger ist (es sei denn, man lernt es ihm).

Spaziergänge gestalten sich mit einem Bulli auch in wildreichen Gebieten völlig stressfrei. Der typische Bulli bleibt immer im näheren Umkreis seiner Besitzer. Allerdings neigen einige Bullibesitzer dazu, ihre Hunde bewegungsmäßig zu unterfordern! Ein vernünftiges Maß an Bewegung (auch von Zeit zu Zeit mit dem Fahrrad) sollte man jedem Bulli zukommen lassen, sonst hat man statt eines Athleten bald nur noch ein „fettes Schwein“, das sich dann gar nicht mehr bewegen will und kann. Denn Fressen ist auch eine Leidenschaft dieser Rasse.

Lernen Sie einen Bulli kennen!

Abschließend noch einige allgemeine Worte. Wir, als Freunde der Rasse Bull Terrier, würden uns wünschen, dass man uns und unseren Hunden mehr Objektivität entgegenbringt. Wenn Sie die Möglichkeit haben, dann lernen Sie einen Bulli mal wirklich kennen und ich verspreche Ihnen, dass Sie vom starken Charakter und seiner Aufgeschlossenheit fasziniert sein werden, auch wenn Sie zu Beginn vielleicht sein Aussehen noch etwas abschrecken sollte. So originell und außergewöhnlich wie er aussieht, so ist auch sein Wesen. Den Ausspruch „Es gibt Hunde und es gibt Bull Terrier“ versteht jeder, der diese lustigen kleinen Kraftpakete wirklich kennen gelernt hat.

 

Wer eignet sich für einen Bull Terrier?

Der Bulli ist mit Sicherheit kein Hund für Jedermann (aber welcher Hund ist das schon ?). Man sollte als Bull Terrier-Besitzer einen ausgeglichenen festen Charakter haben, um seinen Hund in der Erziehung die nötige Konsequenz entgegenzubringen. Weiters sollte man nicht all zu sensibel sein, denn wie bei kaum einer anderen Rasse wird man von netten Mitmenschen oft ziemlich rüde angesprochen, oft sogar beschimpft. Auch die Hunde werden mit allen möglichen Namen bedacht. Fragen wie „Stimmt es, dass er beim Beißen die Kiefer nicht mehr aufbringt?“, „Wie hoch ist seine Beißkraft?“ oder „Wie kann man sich nur einen solch hässlichen Hund kaufen!“ sind an der Tagesordnung und können den stolzen Junghundebesitzer doch sehr frustrieren. Andererseits sind gerade aufgrund dieser negativen Kommentare die Freunde dieser Rasse wahrscheinlich so eine Art verschworene Gemeinschaft und halten fest zusammen.

Der Bullterrier benötigt Bewegung. Wenn Sie allerdings jeden Tag stundenlang joggen oder Rad fahren und dafür einen passenden Hund als Begleiter suchen, dann sollten Sie nicht einen Bullterrier nehmen. Er ist aber der richtige Hund für Sie, wenn Sie einen lustigen und verspielten Gefährten, auch für ausgedehnte Spaziergänge oder gelegentliche sportliche Betätigung suchen.

Gesundheit und Pflege des Bullis

Wie bei fast jeder Rasse gibt es auch beim Bullterrier Krankheiten, die in einzelnen Linien gehäuft auftreten und auf eine genetische Grundlage schließen lassen. Im Gegensatz zum Hauptproblem großer Hunderassen, spielt die Hüftdysplasie beim Bullterrier eine nur untergeordnete Rolle. Gehäuft haben sich aber in den letzten Jahren die Fälle von Patellaluxationen (Verrenkung der Kniescheibe). Neben der sicherlich vorhandenen genetischen Disposition ist eine extreme Steilstellung der Hinterhand als Hauptgrund anzusehen. Die Bewertung einer korrekten Winkelung haben einige Formwertrichter leider auch sehr vernachlässigt und Hunde mit viel Gewicht und gutem Kopftyp ganz vorne gereiht, obwohl sie deutlich Probleme mit dem Gangwerk aufwiesen. Diese Hunde wurden aufgrund der guten Platzierungen auf Ausstellungen dann zur Zucht verwendet und gaben diesen Fehler leider an die Nachkommen weiter. Ein bekanntes Problem u.a. des weißen Bullis ist die relativ große Empfindlichkeit der Haut. Allerdings sind dafür mehrere Komponenten nötig, damit daraus tatsächlich ein Problem wird. Auslösend wirkt oft ein zu hoher Eiweißgehalt in der Nahrung. Speziell beim weißen Bullterrier soll man daher auf eine ausgewogene, aber eiweißarme Ernährung achten.

Zu hoher Eiweißgehalt belastet den gesamten Organismus und auch die Nieren werden im Laufe der Jahre in Mitleidenschaft gezogen. Dies gilt nicht nur für den Bull Terrier, sondern generell für jeden Hund.  Hat der Hund nun eine genetische Disposition zur Nierenerkrankung, so kann falsche Ernährung verheerende Folgen haben.


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